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Call 14

Sprachen – mit ihnen beginnt etwas, wobei dieses Beginnen nie aufhört. Und zugleich (erfundene) Anfänge nicht tragfähig sind: Denn jede Sprache ist Begegnung zwischen Sprechenden, ob innerhalb dessen, was eine Sprache sein soll, oder über Grenzen hinweg. Das dogmatische Festhalten an einer einsprachigen Norm verkennt also die Realität, wie der „monolinguale Habitus der multilingualen Schule“ (Gogolin) auch auf etwas hinarbeiten würde, was den Anspruch einer modernen Gesellschaft und geradezu sogar der Sprache(n) verfehlte. Sprache ist ihre Wirksamkeit, die Verantwortung ihr und anderen gegenüber, wenn man sich der Sprache bedient, die Möglichkeit von Diversität, kurzum: das, was ein gedeihliches und respektvolles Miteinander gestattet.

Jede Sprache entwickelt sich, das ist ihr eigen. Sie entfaltet sich, sie plätschert nicht einfach weiter, wie als besonderes Problem heute ChatGPT & Co. nahelegen mögen. Während dieses algorithmisch-stochastische Interpolieren von Sätzen, die man wahrscheinlich akzeptieren werde, keinen Bezug zum Gegenüber hat, verfehlt es auch die Idee von Wahrheit. Sprache und Epistemologie sind miteinander verbunden. Beides verbindet Sprachvermittlung und das Vermitteln dessen, was Sprache und ihre Vermittlung leisten können müssen. Sprache ist also wesentlich für Bildungsgerechtigkeit.

Eine differenzierte Sprache – und dann auch angemessene, diasituativ adäquate Realisationen, samt Fachsprachen und Bildungssprachlichkeit – ist Vorbedingung von Erziehung, Bildung und Ausbildung. Dagegen ist „die Sprache des vereinfachenden Staccatos, der Vernichtung von Unterscheidungen und Nuancen, des plakativen Gebrauchs unscharfer Begriffe und der Unduldsamkeit anderen Wörtern gegenüber, die Zweifel säen könnten“, wie Bieri schreibt, eine „Sprache der Gehirnwäsche“.

Sprache bedeutet Sprachen; Sprachen aber sind wieder so etwas wie die Sprache. Übersetzung wäre, so Hamacher, „Platzhalterin jener dritten Sprache, die es nicht gibt“, die nämlich nicht eine ist, aber auch nicht zwei getrennt belässt. Das bedeutet, dass Übersetzen anspruchsvoll ist – und schon Erwachsene fordert und überfordert. Mehrsprachige haben ein aggregiertes, gesamtsprachliches Repertoire, das sie situationselastisch und integriert einsetzen, der Weg dorthin ist anspruchsvoll und verlangt Besinnung auf die Rollen Lehrender wie auch der Kinder und Jugendlichen, insbesondere, wenn mehrsprachige Kinder in die Rolle von Übersetzer:innen gedrängt werden.

Vieles ist sie, die Sprache. Sie schleppt dabei viele falsche, destruktive Vorstellungen von dem mit, was sie sei und sein solle – und was rundum sein solle. Aber sie ist darin auch das, was besser ist und wird: Sie ist, was Macht dekonstruiert, (Sprach )Ideologien herausfordert, Linguizismus widerlegt, Minderheitensprachen bewahrt und Demokratiebildung geradezu schon ist. Schule beginnt mit Sprache als einem angemessenen Erfassen von dem, was sei und sein könne und solle; und es führt zu dem angemessen Fassen dessen, was sein könne und solle, zum respektvollen Ausverhandeln der Zukunft, immer wieder. Sprache ist somit ein zentrales Problem für uns und soll in der 14. Ausgabe von von phpublico behandelt werden.

  • Für unser Schwerpunktheft suchen wir Beiträge u.a. zu den folgenden Fragestellungen:
  • Wie kann Sprache zur epistemologisch angemessenen Genauigkeit einer Untersuchung beitragen?
  • Welche Formen der auch sprachlichen Verantwortung sind für Antworten denkbar, auch im Kontext der KI?
  • Welche u.a. bildungswissenschaftlichen (und auch  politischen) Möglichkeiten bzw. Strategien bestehen bei der Förderung der sprachlichen Entwicklung?
  • Wie gelingt sprachlich empowerment?
  • Welche Sprachideologien sind heute Erschwernis von gelingendem Unterricht, wie erkennt und thematisiert man sie?
  • Wie können wir Minderheitensprachen besser sichtbar machen?
  • Was trägt zu einem interkulturellen, interreligiösen Gespräch bei?
  • Wie gelingt Demokratie als Wahrung sprachlicher Standards, ohne Menschen vom politischen Diskurs auszuschließen?

Neben diesem Schwerpunkt des kommenden Hefts sind für den allgemeinen Teil der Ausgabe auch Beiträge zu allen Themenfeldern, die an der PPH Burgenland in Forschung und Lehre vertreten sind, willkommen. phpublico veröffentlicht wissenschaftliche Beiträge, Projektdokumentationen und Rezensionen. Einreichungen werden auf Wunsch entweder einem double blind-Verfahren unterzogen und, wenn sie den geforderten Kriterien der Wissenschaftlichkeit entsprechen, aufgenommen oder können in einem critical friend-Prozess bis zur Publikation begleitet werden, wobei die Entscheidung über den Abdruck beim Redaktionsteam liegt; alle Arbeiten in phpublico werden vom Redaktionsteam lektoriert bzw. redigiert.

Einzureichen sind zunächst bis 15. 9. 2024 Exposés von rund 500 Zeichen, bei prinzipieller Zusage bitten wir uns die eigentlichen Manuskripte bis 31. 10. 2024 zukommen zu lassen.

Nähere Informationen zu den Manuskriptrichtlinien finden Sie im Leitfaden für Autor_innen. Beitragsangebote bitten wir Sie an calls.phpublico(at)ph-burgenland.at zu senden.

Mit freundlichen Grüßen
das Redaktionsteam phpublico